Erzieherinnen werden gesucht, aber viele fallen durch die Prüfung

Erzieherinnen werden gesucht, aber viele fallen durch die Prüfung

UMSCHULUNG Arbeitslose Quereinsteiger könnten sich qualifizieren, scheitern aber trotz einer langen Ausbildung

Das Problem ist klar: Es mangelt in Düsseldorf an Erzieherinnen. Und durch den stetigen Kita-Ausbau wird dieser Mangel immer gravierender. Auf der anderen Seite gibt es viele Langzeitarbeitslose, darunter Frauen im passenden Alter und mit dem entsprechenden Background. Was liegt da näher, als einige von ihnen zur Erzieherin umzuschulen? So denkt man auch beim Jobcenter und schickt die Aspiranten mit einem Bildungsguteschein zu freien Bildungsträgern, die dann die bis zu zweijährigen Vorbereitungskurse durchführen. So weit, so gut. Das böse Ende kommt freilich meist bei der Prüfung - wenn ein Großteil durchfällt.

Ganz extrem war das in Düsseldorf 2013. Am Elly-Heuss-Knapp-Kolleg, das selbst Erzieherinnen ausbildet, und das von der Bezirksregierung mit der Prüfung der externen Kandidaten beauftragt ist, rasselten gleich alle durch. Aber wohlgemerkt nur die extern vorbereiteten Kandidaten, die Elly-Heuss-Knapp-Schüler hingegen bestanden allesamt.

Das rief den Düsseldorfer Ortsverband des Deutschen Familienverbandes (DFV) auf den Plan. Hoch motivierte, mühsam ausgebildete Anwärterinnen habe man brutal vor die Wand laufen lassen, sie hätten keine berufliche Perspektive mehr, heißt es in einem Brief an Oberbürgermeister Elbers. Anne Wehling, Schriftführerin im DFV, ist selbst eine der Durchgefallenen:"Allein der Umgang mit uns war miserabel. Es wurde keinerlei plausible Begründung für die schlechte Note gegeben, auch unsere anwesenden Ausbilder konnten die Beurteilung nicht nachvollziehbar", berichtet sie.

Werden die Kollegschüler bei den Prüfungen bevorzugt?

Der Verdacht: Während die eigenen Kollegschüler gezielt auf die Prüfung vorbereitet würden (inklusive hilfreicher Tipps, mache man den Externen das Leben so schwer wie möglich - auach um das Quasi-Monopol der AUsbildung in Düsseldorf zu behalten. Wehling:"Manchen von uns hat man kaum verklausuliert angeboten, doch eine Ausbildung am Kolleg zu machen, dann werde man sicher auch die Prüfung bestehen."
Ludger Traud, der Leiter des Elly-Heuss-Knapp-Kollegs, weist solche Vorwürfe zurück. Bei der Externenprüfung sei alles mit  rechten Dingen zugegangen:"Es gibtschließlich ganz klare Kriterien bei allen Prüfungsteilen - und an die halten wir uns." Dass 2013 alle 17 externen Anwärter gescheitert seien, habe auch ihm leidgetan, aber:"Ich glaube, hier muss vor allem die Qualität von so manchem freien ANbieter der Umschulungsmaßnahmen beleuchtet werden." Gerade weil heutzutage so dringend Erzieher benötigt würden, müsse man sehr genau ihre Ausbildung und Qualifikation im Auge haben - und hohe Ansprüche stellen. So sieht es auch Johannes Horn, der Leiter des städtischen Jugendamtes: Ja, es gibt hohe Standarts, und davon rücken wir auch nicht ab. Eine Prüfung light darf es nicht geben, die Erzieher haben nun mal eine große Verantwortung für die Kinder."
Die betroffenen Schulungsanbieter wie Biad, EUBia oder auch die Kaiserswerther Diakonie wollen das nicht auf sich sitzen lassen. Sie verweisen darauf, dass sie auch in anderen Orten die Vorbereitungskurse zum Erzieher-Beruf durchführten, und dass ihre Kandidaten die Prüfungen teilweise beständen.
Die Bundesagentur für Arbeit wiederum betont, dass sie eben nicht "Hinz und Kunz" per Crash-Kurs zum Erzieher umschulen lasse, sondern dass die Betroffenen hohe Voraussetzungen erfüllen müssten, wozu eine abgeschlossene Ausbildung im Sozial- oder Erziehungsbereich gehöre.
Ludger Traud sagt, dass es bei den gerade abgeschlossenen Prüfungen im übrigen besser aussehe als im Vorjahr:"Das zeigt, dass man eine echte Chance hat, wenn man sich wirklich gut vorbereitet." Tatsächlich bestätigt die Bezirksregierung, dass 2014 nicht alle externen Prüflinge durchgefallen sind, die genaue Zahl stehe erst nach den Sommerferien fest.
WZ vom 9.7.2014 von Alexander Schulte
 

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